DMX over Ethernet – Netzwerk im Eventbereich

Viele Kollegen in der Eventbranche ziehen oft lieber DMXleitungen zum Lichtpult. Netzwerk kann einem so viel Arbeit abnehmen und noch Zusatzfunktionen bringen.
Ein modernes Lichtpult kann oft mehrere Universen, meins kann deren 16. Ich habe allerdings nur 4 Ausgänge. Da macht Artnet oder sACN Sinn. Beides sind Protokolle, welche das DMX Steuersignal über Netzwerk zu übertragen.
Ein weiter Vorteil von Netzwerk ist ganz klar Backup und Multi-user. Ein weiteres Lichtpult oder ein Notebook ins gleiche Netzwerk hängen, der laufen Session beitreten, läuft. Sollte nun das Lichtpult aus irgendeinem Grund ausfallen, übernimmt das Notebook, und es wird zumindest nicht dunkel, wenn man mal neu starten müsste (Erfahrungswerte, welche mich zu diesem Fazit gebracht haben)
Ein weiter Vorteil, die ganze Tonfraktion läuft seit Dante auch über Netzwerk. Die Netzwerkinfrastruktur muss also eh aufgebaut werden. Ich würde allerdings anraten auf 3 VLans aufzutrennen, sprich Licht, Ton und Remote. Anzuraten wäre hier auch ein QoS (Quality of Service) zu konfigurieren.


Was sind jetzt die Unterschiede zwischen Artnet und sACN?
Beide nutzen in etwa 250 kbts je Universum.
Artnet unterstützt in der vierten Generation bis zu 32768 Universen, sACN sogar bis zu 64000. Beides Grenzen, die bei 99.999 % der Veranstaltungen wohl nicht erreicht werden.
Artnet funktioniert als Broadcast (einer sendet, alle empfangen) oder als Uni cast (einer sendet, einer empfängt) sACN ist Multicast (einer sendet, mehrere empfangen). Bei den meisten meiner Veranstaltungen nutze ich Artnet über Unicast, dies ist jedoch Größen abhängig und wird nebenbei noch durch die Netzauslastung beeinflusst. Grüße gehen raus an die Kollegen vom Video mit NDI.

Luminex Luminodes mit dem passenden Switch


Warum tun sich viele mit Artnet so schwer?
Artnet zählt ab dem Universum 0. Das Lichtpult zeigt dir überwiegend Universum 1 an, meint aber Artnet Universum 0, sACN ist hier userfreundlicher und man muss nicht umrechnen. Ein großer Vorteil von Artnet ist aber RDM (Remote Device Management). Beispiel: das Rigg ist schon hochgezogen und dann reagiert eine Lampe anders. Über RDM kann man Modes und DMX-Adressen anpassen. Ja, man kann auch mit dem Steiger hoch, aber meistens fehlt einem doch die Zeit dafür. Um Latenzprobleme zu vermeiden ist es mehr, als ratsam RDM vor Show beginn auszuschalten.

MA-Lightning Grand MA3 mit 3 Netzwerkschnittstellen


3 2 1 TOP … und dann, doch leicht zeitverzögert.
Hier sind die Probleme häufiger bei den Nodes als im Netzwerk zu suchen. Um zu verstehen warum, muss man sich vor Augen führen, wie schnell heutige Netzwerke sind und wie langsam DMX ist. Bei einer DMX-Frequenz von 44Hz erhält der Node etwa alle 23 Millisekunden einen neuen DMX-Frame für ein spezifisches Universum. Das Insertion Delay von einem Netzwerk Switch wird jedoch in Mikrosekunden gemessen. Der Unterschied? Faktor 1000! Wer in einem nicht überlasteten Netzwerk nach Ursachen für Delays sucht, sollte bei seinen Nodes anfangen. Die Daten kommen gleichzeitig an den Nodes an, jedoch können die Bearbeitungszeiten in den Nodes variieren. Bei Artnet kann ein optional konfigurierbares Sync-Paket nach den Daten-Paketen gesendet werden, welches, die zuvor erhalten DMX-Daten überall zum gleichen Zeitpunkt abfeuert.

Netzwerk Diagramm der Superbowl LIV Halftimeshow

Fazit:
Es gibt hier keine Universallösung, beide Protokolle sind zuverlässig und haben vor und Nachteile. Nahezu alle Lichtpult und Nodes unterstützen beides. Es ist unsere Aufgabe, die Stärken und Schwächen zu kennen, das passende Übertragungsprotokoll für die jeweilige Veranstaltung zu finden.

Und für die Freunde von Avolites, hier ein kurzes Video von Sebastian

DMX over Ethernet – Netzwerk im Eventbereich
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